Studie wirkt (6)

Das Schweizer Online-Magazin Geschichte der Gegenwart publiziert Beiträge aus geistes- und kulturwissenschaftlicher Perspektive. Es wird von Caspar Battegay, Christine Lötscher, Gesine Krüger, Gleb Albert, Janosch Steuwer, Philipp Sarasin, Sandro Zanetti und Sylvia Sasse herausgegeben.

Am 10. April 2024 veröffentlichte Florian Wagner, Akademischer Rat für Europäische Geschichte in Globaler Perspektive an der Universität Erfurt, dort einen Beitrag. Unter der Überschrift Von der Apartheid zum Ethnopluralismus. Über die kolonialen Wurzeln rassistischer „Remigrations“-Fantasien führte er angesichts der jüngst bekannt gewordenen Deportations- bzw. „Remigrations“-Pläne von Mitgliedern der AfD, Identitären und anderer Rechter, die in ganz Deutschland breite Proteste ausgelöst haben, aus, dass bislang noch wenig bekannt sei, dass das „Remigrations“-Konzept auf den Siedlerkolonialismus z.B. in Südafrika und die dortige Apartheitspolitik zurückgeht. In diesem Zusammenhang verweist er, neben anderen Autoren, auch auf Stephan Maninger. Die fragliche Passage seines Artikels sei nachfolgend zitiert:

„Unbekannter, aber nicht unverdächtiger ist der deutsch-südafrikanische Sicherheitsexperte Stephan Maninger, der an der Bundespolizeiakademie lehrte und nebenbei in seriösen geschichtswissenschaftlichen Werken publizierte. Dabei hatte der in Südafrika aufgewachsene Maninger einen „Volksstaat“ für Weiße mitsamt einer Trennung von „Ethnien“ zur angeblichen Konfliktvermeidung gefordert – ein Argument ganz im Sinne der rassistischen Apartheidlogik. In Deutschland hatte er den Trägerverein des Instituts für Staatspolitik mitbegründet, welches als rechtsextremer Verdachtsfall gilt und die oben angesprochenen Remigrationspläne propagiert. Maninger selbst warf Europäischen Regierungen vor, Einwanderung zuzulassen und damit einen „Ethnosuizid“ oder Selbstmord an der eigenen „Ethnie“ voranzutreiben. Solche Vorstellungen vom Rassenkampf entwickelte er auch aus seiner Faszination für den Siedlungskolonialismus in Nordamerika. In revisionistischen Veröffentlichungen zur Eroberung Nordamerikas im 17. Jahrhundert schrieb er den „Ureinwohnern“ Nordamerikas pauschal einen kriegerischen Charakter zu und suggerierte, sie hätten durch asymmetrische Kriegsführung in Form von „Raubzügen“ und „Hinterhalten“ ihre Vernichtung selbst provoziert. Die hinterhältige „indigene Kriegsführung“ hätte demnach unweigerlich zu ihrer „Entmenschlichung“ geführt und die Siedler:innen veranlasst, gnadenlos zurückzuschlagen. In all diesen Beispielen zeigt sich die rechte Fantasterei vom „Rassenkampf“ auf Leben und Tod, der ein genozidales Vorgehen gegen Schwarze und Indigene rechtfertigen soll.“

Die von Wagner angesprochenen Schriften Maningers zu Nordamerika hatten wir unter dem Oberbegriff „Nordamerikaschriften“ zusammengefasst und analysiert, jedoch letztlich nicht in unsere Studie aufgenommen.

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